Dienstag, 15. September 2020
Von Alessandro Pelizzari, Dominik Gross und Sarah Schilliger
10 Thesen für ein postmigrantisches Nein zur Kündigungsinitiative am 27. September und eine offensive und eigenständige linke Politik zur Personenfreizügigkeit darüber hinaus.
1. Ein Ja zur Kündigungsinitiative der SVP würde eine arbeitsmarktpolitische Entrechtung der Beschäftigten zu Gunsten der Unternehmer*innen bedeuten. Der schweizerische Arbeitsmarkt gehört mit einem sogenannten Ausländeranteil [1] von 25% zu den offensten Märkten Europas. Seit den 1950er Jahren und bis zur Einführung der Personenfreizügigkeit zu Beginn des neuen Jahrtausends war die fremdenpolizeiliche Kontingentierung von rotierenden, das heisst zeitlich nur limitiert zugelassenen und rechtlich prekarisierten migrantischen Arbeitskräften (sog. Gastarbeiter*innen [2]) die Regel. Die Personenfreizügigkeit gab Schweizer Beschäftigten ohne Schweizer Pass mehr und neue Rechte. Seit ihrer Einführung versucht die SVP jedoch mit allen politischen Mitteln zur arbeitsmarktpolitischen Logik des Gastarbeiter*innenregimes zurückzukehren. Diese war auf die Produktion von möglichst geringen Arbeitskosten zu Gunsten der Unternehmer*innen ausgelegt und führte zu einer rassistischen Unterscheidung zwischen „Schweizer*innen“ und „Ausländer*innen“. Die Kündigungsinitiative der SVP, über die wir in zwei Wochen abstimmen, ist dabei nur der letzte Angriff in einer Kaskade von Volksinitiativen der rechtsnational-neoliberalen Partei der letzten 20 Jahre. Sie alle verfolgten das Ziel, jene Menschen in der Schweiz möglichst umfassend zu entrechten, die über kein Schweizer Bürger*innenrecht verfügen. Diese Politik bildet seit den 1980er Jahren den Kern der Blocher-SVP: Sie will die rechtliche, soziale und kulturelle Diskriminierung der „Ausländer*innen“ in der Schweiz zementieren. Neben entsprechender Reformen des Strafrechts („Ausschaffung krimineller Ausländer“), der Glaubensfreiheit („Minarettverbot“) und der Sozialsysteme („Einwanderung in den Sozialstaat“) will die SVP diese vielfältigen Diskriminierungsformen auch arbeitsrechtlich durchsetzen. Deshalb will sie auch das Personenfreizügigkeitsabkommen (FZA) kündigen und die dazugehörigen flankierenden Massnahmen (flaM) zum Schutze der Beschäftigten abschaffen. Im Gegenzug möchte die SVP zurück zur Kontingentierung und zu prekären Kurzaufenthaltstiteln. Wenn es nach den Initiant*innen geht, ist die ideale ‘just in time’-Arbeitskraft in Branchen wie dem Bau, der Landwirtschaft, der Gastronomie oder der Hauswirtschaft bloss mit einem temporären Arbeitsvertrag in der Schweiz beschäftigt. Sie ist demnach auch ungenügend sozialversichert, wenig geschützt und so einem hohen Risiko ausgesetzt, von den Unternehmer*innen ausgebeutet zu werden. Bezeichnend für diese Migrationspolitik ist die damit verbundene Auslagerung der sozialen Reproduktion und der Berufsbildung in die Herkunftsländer der migrantischen Arbeitskräfte – was im Kern eine Ausbeutung menschlicher Ressourcen im globalen Kontext darstellt [3].
2. Die Personenfreizügigkeit ist eine historische Ausnahme, die es zu verteidigen und auszuweiten gilt. Das heute geltende Migrationsregime ist das Resultat vielfältiger Kämpfe seit der Gastarbeiter*innen-Ära: von Migrant*innen selbst und von mit ihnen solidarischen politischen Kräften einerseits und den entsprechenden Aushandlungen mit den Unternehmer*innen andererseits [4]. Ein prägendes Element dabei war der Aushandlungsprozess zwischen Arbeitgeber*innenverbänden und Gewerkschaften nach dem Scheitern des Beitritts zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 1992. Während die Unternehmer*innen mit dem Freizügigkeitsabkommen den Zugang zu den europäischen Märkten und den nötigen Zustrom ausländischer Arbeitskräfte absichern konnten, schafften es die Gewerkschaften, das rassistisch diskriminierende Saisonnierstatut abzuschaffen, formal-rechtliche Gleichbehandlung für Migrant*innen durchzusetzen und mit den flankierenden Massnahmen neuartige Lohnschutzinstrumente gegen Dumping einzuführen, von denen auch die «inländischen» Arbeitskräfte profitierten. Diese «kontrollierte Personenfreizügigkeit» genoss während zweier Jahrzehnte den Rückhalt einer Mehrheit der Bevölkerung – bis zum knappen Ja der Stimmberechtigten zur „Masseneinwanderungs-Initiative“ der SVP von 2014. Bei einer Annahme der Kündigungsinitiative würden die flankierenden Massnahmen wegfallen, so z.B. das Recht auf einen gesetzlichen Mindestlohn in Branchen mit nachgewiesenem Lohndumping. Die SVP entrechtet damit nicht nur Beschäftigte ohne Schweizer Pass, sondern alle Erwerbstätigen.
3. Die Personenfreizügigkeit hat zwar einerseits die Stellung aller Beschäftigten in der Schweiz gestärkt, umgekehrt aber im Niedriglohnsegment zu einer neuen Prekarisierung geführt. Zwar hat die starke Zunahme von Erwerbstätigen ohne Schweizer Pass (+30% seit Inkrafttreten des Freizügigkeitsabkommens) nicht zu einer höheren Erwerbslosigkeit geführt. Aber die Struktur der Einwanderung hat sich stark verändert. Die Zahl der Grenzgänger*innen hat sich seit 2004 vervierfacht, jene der Kurzaufenthalter*innen verdoppelt. Zusammen mit den Entsandten (also den Erwerbstätigen, die für eine Firma, die in einem EU-Land stationiert ist, für kurze Zeit Aufträge transnational ausführen) und den selbständigen Dienstleister*innen übersteigt die Gesamtzahl von kurzen bis sehr kurzen Aufenthaltsbewilligungen jene der Saisonniers zu deren Höchstzeiten in den 1960er Jahren [5]. Das Rotationsprinzip bzw. die heutige, weniger staatlich gesteuerte Pendelmigration hat mit der Personenfreizügigkeit nicht ab-, sondern vielmehr zugenommen. Häufig ist es dabei für temporäre Arbeitsmigrant*innen aufgrund ihrer sozialen Isolation, den geringen Sprachkenntnissen und dem fehlendem Wissen um die ihnen zustehenden Rechte schwierig, sich politisch zu organisieren und sich so gegen Lohnmissbrauch, ausbeuterische Arbeitsbedingungen und schwierige Lebensbedingungen zu wehren. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt seit der erweiterten Personenfreizügigkeit nicht nur am unteren Ende (d.h. in Niedriglohn-Branchen), sondern auch im Hochlohnsegment verstärkt durch Migration geprägt: Über die Hälfte (54%) der im Rahmen der Personenfreizügigkeit Zugewanderten verfügen über eine Ausbildung auf Tertiärstufe – gegenüber 39% der Erwerbstätigen mit Schweizerpass[6]. Unter den Erwerbstätigen mit Kaderfunktion verdienen die Schweizer*innen durchschnittlich weniger als die Ausländer*innen, während es sich bei den restlichen Erwerbstätigen gerade umgekehrt verhält. Diese Entwicklungen führen am unteren Ende der Lohnskala zu einer erneuten Prekarisierung der Beschäftigten, die mit jener unter dem Saisonnierstatut vergleichbar ist. Sie führen auch zu einer wachsenden Einkommensungleichheit in der Schweiz – dies vor allem, wenn man hier die Beschäftigten mit Kurzaufenthaltstiteln und Grenzgänger*innen mitberücksichtigt. Um die Unterstützung der Personenfreizügigkeit unter den Beschäftigten zu sichern, braucht die Linke in der Schweiz Instrumente, mit der sie der erneuten Prekarisierung vor allem ausländischer Beschäftigter und der wachsenden Ungleichheit in der Schweiz entgegenwirken kann. Dies gilt insbesondere auch im Rahmen der Debatte über das institutionelle Abkommen („Rahmenabkommen“) mit der EU, die nach der Abstimmung vom 27. September wieder aufflammen wird.
4. Ohne starken Lohnschutz führt eine verschärfte Arbeitsmarktkonkurrenz zu mehr Lohndruck. Die beschleunigten Personalwechsel und die steigende Zahl von Erwerbstätigen aus Ländern mit deutlich niedrigerem Lohnniveau legen heute offen, dass die bisherigen flankierenden Massnahmen in einem traditionell liberalen Arbeitsmarkt zu wenig greifen. Nach wie vor ist die Anzahl von Arbeitsinspektor*innen ungenügend, um den Vollzug der flankierenden Massnahmen zu garantieren. Dieser Vollzug ist aber unverzichtbar, um die Einhaltung des Lohnschutzes in den Betrieben zu gewährleisten. Zudem ist es seit Einführung der Personenfreizügigkeit nicht zu einem entsprechend wirksamen Ausbau von Gesamtarbeitsverträgen gekommen. Rund zwei Drittel der Beschäftigten in der Schweiz sind weiterhin keinem Mindestlohn unterstellt. Gleichzeitig sind die Missbrauchsquoten der Betriebe extrem hoch [7]. Als Resultat davon entwickelten sich die Löhne in gewissen Teilarbeitsmärkten negativ. Davon betroffen sind Tiefqualifizierte, die Grenzregionen am Genfer See und im Tessin und sensible Branchen wie das Ausbau- und Gastgewerbe und der Detailhandel. Wie stark das Lohnniveau vom Aufenthaltsstatus geprägt wird, zeigen folgende Zahlen: Schweizer*innen erzielten im Jahr 2016 für eine Vollzeitbeschäftigung im Durchschnitt einen Monatslohn von 7’716 Franken. Ausländer*innen mit einer C-Bewilligung verdienten im Schnitt rund 500 Franken weniger, solche mit einer B-Bewilligung rund 600 Franken, Grenzgänger*innen rund 770 Franken und Kurzaufenthalter*innen mit einer L-Bewilligung gar rund 1’900 Franken weniger als Schweizer*innen[8].
5. Durch die Prekarisierung der Beschäftigten im Niedriglohnsektor ist das Vertrauen in das gewerkschaftliche Narrativ einer «kontrollierten Personenfreizügigkeit» erodiert. Selbstverständlich ist die Lohnentwicklung nicht einfach dem Freizügigkeitsabkommen zuzuschreiben. Mit ihrer aggressiven Kampagne für die Masseneinwanderungsinitiative von 2014 gelang es der SVP aber, die politische Deutungshoheit über den Arbeitsmarkt zu erlangen. Sie stellte Lohndruck, Verdrängung von inländischen Arbeiter*innen und die Belastung der Sozialwerke in einen direkten Zusammenhang zum Freizügigkeitsabkommen. Statt «Lohnschutz» versprach sie «Grenzschutz» gegen Migrationsströme nach dem alten Muster der Kontingentierung. Die Zustimmung für die Masseneinwanderungsinitiative war denn auch unter prekär Beschäftigten und Erwerbslosen besonders hoch[9], aber auch in Teilen der Mittelschicht, deren sozialer Status unter Druck gekommen war.
6. Seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative sind Linke und Gewerkschaften in der migrationspolitischen Defensive. Sie hatten sich zu lange auf dem politischen Erfolg der flankierenden Massnahmen und den damit verbundenen arbeitsrechtlichen Fortschritten ausgeruht. Dabei haben sie es verpasst, parallel dazu die eigene gesellschaftliche Mobilisierungsfähigkeit für den nötigen Ausbau des Lohnschutzes zu stärken, basisgewerkschaftliche Organisierung genügend voranzutreiben und ein linkes Narrativ zu entwerfen, mit dem eine inklusive solidarische Politik entwickelt werden kann, die bei den konkreten Alltagserfahrungen in der Arbeitswelt ansetzt. Entsprechend spielten sie in der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative eine untergeordnete Rolle. Die Arbeitgeber*innenverbände unterbreiteten der SVP und eben nicht den Gewerkschaften Gesprächsangebote für eine wirtschaftskompatible Ausgestaltung der Kontingentierung. Das letztlich vom Parlament beschlossene Prinzip eines «Inländervorrangs light» als gesetzgeberische Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative erweist sich zwar heute als zahnloser Papiertiger, hat aber die ideologische Vorherrschaft der SVP weiter bekräftigt, «Ausländer*innen» und nicht die Unternehmer*innen für die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich zu machen.
7. Die Kündigungsinitiative hat das oberste Ziel, den Lohnschutz weiter zu schwächen – und ist deshalb als das zu bezeichnen, was sie ist: eine «Entrechtungsinitiative». Ziel der SVP ist nicht, die «Masseneinwanderung» zu bremsen, sondern die migrantischen Arbeitskräfte weiter zu prekarisieren, indem die flankierenden Massnahmen gänzlich abgeschafft werden sollen. Mit einer Rückkehr zum Nachkriegsmodell der Kontingentierung im Rahmen des Saisonnierstatuts würde sich das System wieder flexibel und ohne Reibungsverluste durch die aktuelle Berücksichtigung der Arbeitnehmer*innen-Interessen den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes anpassen. Denn es hätte für Arbeitgeber*innen den entscheidenden Vorteil, dass es den Arbeitnehmenden das Recht zur Selbstverteidigung gegen Lohndumping abspricht. Wie die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative gezeigt hat, kann die SVP in diesem Punkt auf den Rückhalt der Arbeitgeber*innenverbände zählen – und ironischerweise auch der Kommission der Europäischen Union, die im Zusammenhang mit dem institutionellen Rahmenabkommen einen massiven Rückbau der Lohnschutzmechanismen verlangt.
8. Migrationspolitik ist immer auch Arbeitsmarktregulation, die in erster Linie den Interessen der Arbeitgeber*innen dient. Zwar stellt sich die Linke heute geeint gegen die Kündigungsinitiative, im aktuellen migrationspolitischen Kontext droht sie jedoch den (klassenpolitischen) Kompass zu verlieren. Auf der einen Seite steht die anti-isolationistische, meist urbane Ober- und Mittelschicht, die im Namen einer abstrakten Öffnung hin zu Europa bereits signalisiert, nach der Abstimmung mit den Arbeitgeber*innen Kompromisse beim Lohnschutz eingehen zu wollen. Sie ist damit bereit, eine Schwächung von diesem in Kauf zu nehmen, um eine rasche Einigung bei den Verhandlungen mit der EU rund um das institutionelle Rahmenabkommen zu erreichen. Auf der sozialchauvinistischen und linksnationalistischen Seite wird fabuliert, dass man «abtrünnige» Arbeiter*innen nur mit «immigrationsdämpfenden» flankierenden Massnahmen aus den Fängen der SVP zurückholen kann. Beide Positionen treiben indes genau jene gesellschaftlichen Entsolidarisierungstendenzen voran, von denen letztlich vor allem die SVP und zumindest teilweise auch die Arbeitgeber*innen profitieren.
9. Die Kündigungsinitiative der SVP stellt nicht nur die europäische und die nationale, sondern vor allem die soziale Frage. Sie greift die Arbeitnehmer*innenrechte sowohl von In- wie von Ausländer*innen frontal an. Der systematische Widerstand der Arbeitgeber*innen gegen den Ausbau dieser Rechte und ihre systematische Umgehung der bestehenden flankierenden Massnahmen, haben erst dazu geführt, dass die Masseneinwanderungsinitiative eine Mehrheit in der abstimmenden Bevölkerung fand. Auch wenn die Kündigungsinitiative abgelehnt werden sollte, heisst das deshalb noch lange nicht, dass der historische Kompromiss zwischen den Interessen der Unternehmer*innen und den Beschäftigten im Rahmen der Schweizerischen Europapolitik der letzten 30 Jahre weiterhin aufrechterhalten werden kann. Dies gilt erst Recht vor dem Hintergrund der massiven Prekarisierung, welche die bürgerliche Rechte im Nachzug der Covid-19 Krise vorantreibt: Für jede Dezimalstelle, um die die Löhne weiter sinken, gewinnt die SVP einen Prozentpunkt mehr bei der Kündigungsinitiative. Gemeinsame Pressekonferenzen mit Arbeitgeber*innenverbänden und bürgerlichen Parteien gegen die Kündigungsinitiative sind daher aus linker Perspektive ein Eigengoal.
10. Linke Politik gegen die Entrechtung der Beschäftigten in der Schweiz muss eine offensive Politik für den weiteren Ausbau des Arbeitnehmer*innenschutzes und einer Anerkennung der Schweiz als postmigrantisches Land werden. Der politische Kampf gegen die SVP muss deshalb gleichzeitig auch ein Kampf gegen jene Arbeitgeber*innen sein, die in den letzten Jahren jeglichen Ausbau der Rechte für Arbeitnehmende verhindert haben. Dieser Kampf ist nur zu gewinnen, wenn dem autoritär-liberalen Diskurs endlich wieder eine linke Erzählung der inklusiven Solidarität, der Anerkennung und der sozialen Umverteilung entgegengesetzt wird, welche sowohl zugewanderte wie auch niedergelassene Arbeitnehmer*innen gleichermassen berücksichtigt und auf kollektive Mobilisierungen setzt, um den dringend nötigen Ausbau des Lohn- und Kündigungsschutzes voranzutreiben. Dies wird nur mit einer eigenständigen linken Politik möglich sein, mit der man sich von der rechtsnationalen Hetze gegen „Ausländer*innen“, der neoliberalen Schleifung des Arbeitnehmer*innenschutzes und den sozialchauvinistischen Forderungen für eine Eindämmung der Arbeitsmigration unmissverständlich emanzipiert. So muss die Kündigungsinitiative am 27. September von den Stimmenden möglichst deutlich verworfen werden, damit sich der Linken im Nachgang zur Abstimmung die vielleicht für lange Zeit einmalige Chance bietet, die migrationspolitische Hegemonie der Rechten in der Schweiz zu brechen. Sie wird diese Chance aber nur nutzen können, wenn sie eine Politik entwickelt, die eine weitere Öffnung der Schweiz Richtung Europa – und darüber hinaus – mit einem Ausbau des Arbeitnehmer*innenschutzes und einer rechtlichen, sozialen und kulturellen Anerkennungspolitik der postmigrantischen Realität in diesem Land verbindet.
Endnoten
[1] Wie der Soziologe Peter Streckeisen anmerkt, stiftet der Begriff «Ausländeranteil» im besseren Fall Verwirrung, im schlechteren Fall trägt er aber durch seine Problemorientierung zu Rassismus bei. Peter Streckeisen (2020): Der Ausländeranteil: Rest in Peace, Blog nccr – on the move
[2] Vergleiche bisherige INES-Blogbeitrage zum Thema: Naguib/Maiolino 2019, Espahangizi 2019, de Martin 2019, Jain 2020.
[3] Vgl. Ulrich Brand, Markus Wissen: Die imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus, 2017. / Stephan Lessenich: Neben uns die Sintflut:
Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis, 2016.
[4] Vgl. André Holenstein, Patrick Kury, Kristina Schulz: Schweizer Migrationsgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Baden 2018. / Francesca Falk: Gender Innovation and Migration in Switzerland, 2019. / Angelo Maiolino: Als die Italiener noch „Tschinggen“ waren. Der Widerstand gegen die Schwarzenbach-Initiative, Zürich 2011.
[5] Vgl. Alessandro Pelizzari, Mit dem Inländervorrang in die Defensive. Zur gewerkschaftlichen Debatte um das neue Migrationsregime; Widerspruch 72, 2018, S. 129-140.
[6] Seco 2018, 14. Bericht des Observatoriums zum Freizügigkeitsabkommen Schweiz – EU
[7] Vgl. Alessandro Pelizzari, 2018.
[8] Seco 2019, 15. Bericht des Observatoriums zum Freizügigkeitsabkommen Schweiz – EU
[9] Vgl. Sciarini P., Nai A., Tresch A. (2014), Analyse de la votation fédérale du 9 février 2014, UNIGE, Genève. Und: Moser P. (2014), Wo und Weshalb schwand die Zustimmung zur Personenfreizügigkeit?, Statistisches Amt des Kantons Zürich, Zürich.
Zu den Autorinnen
Alessandro Pelizzari ist Soziologe, ehem. Regiosekretär der Gewerkschaft Unia Genf und Direktor der Haute Ecole de Travail social et de la Santé Lausanne (HETSL).
Dominik Gross ist Historiker und arbeitet als politischer Analyst. Er wirkt in der Entwicklung der INES-Politik mit.
Sarah Schilliger ist Soziologin, forscht an der Universität Bern (Walter Benjamin Kolleg), lehrt an der Universität Basel und ist aktiv in der Bewegung „Wir alle sind Bern“
Montag, 9. September 2024
Von Stefanie Kurt
Die Erlangung des Schweizer Passes lässt sich sinnbildlich mit der Teilnahme an einem Marathon mit Hürden vergleichen. Der Marathon, als die längste Laufdisziplin in der Leichtathletik, repräsentiert die erforderliche Aufenthaltsdauer für eine ausländische Personen, um einen Antrag auf eine Einbürgerung zu stellen. Gleichzeitig verdeutlicht der Hürdenlauf die Herausforderungen, welche gemeistert werden müssen. Dank der Ausdauer und dem erfolgreichen Meistern der Hürden erhält die ausländische Person mit der Querung der Ziellinie den Schweizer Pass.
Lesung Argumentarium für ein neues Bürgerrecht: Schweizer Demokratie in der Sackgasse? / Lecture Argumentaire pour un nouveau droit de cité
22.Juni 2024 10:00 – 12:00
Schweizer Demokratie in der Sackgasse?
Ein Viertel der Bewohner in der Schweiz hat kein Bürgerrecht, und die Zahl steigt. Ab wann ist eine Demokratie nicht mehr demokratisch?
Diskutiere mit dem Institut Neue Schweiz INES über ein nachhaltiges Bürgerrecht.
Die Diskussion zum Argumentarium für ein neues Bürgerrecht trägt zu einem besseren Verständnis der sozialen und politischen Fragen, die mit dem Bürgerrecht verknüpft sind und wie aktuelle Hürden für die Partizipation Aller überwunden werden können.
Lesung und Diskussion.
Mit: Rohit Jain & Georg Kreis
Moderation: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Ort: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Biel
Datum: Samstag, 22. Juni, 10:00 - 12:00
Eintritt Kollekte
La démocratie suisse dans l'impasse?
Un quart des résidents en Suisse n'ont pas la nationalité suisse, et ce chiffre augmente. Quand une démocratie cesse-t-elle d'être démocratique?
Rejoignez le débat sur un nouveau droit de citoyenneté durable avec l'Institut Nouvelle Suisse INES.
La discussion sur l'argumentaire pour un nouveau droit de cité contribue à une meilleure compréhension des questions sociales et politiques liées au droit de cité et de la manière dont les obstacles actuels à la participation de tous peuvent être surmontés.
Lecture et discussion
Avec: Rohit Jain & Georg Kreis
Modération: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Lieu: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Bienne
Date: Samedi 22 juin, 10:00 - 12:00
Entrée avec collecte
Montag, 19. August 2024
Von Sandra King-Savic
Gemäss Bundesamt für Statistik gehören insgesamt 2.4 Prozent oder rund 179'000 Menschen der zweiten Generation – sogenannte Secondos – ohne Schweizer Staatsangehörigkeit der Kategorie «Ausländische Staatsangehörige» an. Für diese Menschen gibt es keine erleichterte Einbürgerung trotz abermaligen Vorstössen. So unterliegen Individuen, die zum Teil in der Schweiz geboren, aufgewachsen und sozialisiert sind dem ordentlichen Einbürgerungsverfahren, inklusive der zu erfüllenden Integrationskriterien. Das heisst, dass man von diesen Menschen die Integration einfordert, so wie das der Fall bei allen zugewanderten Menschen ist. Man könnte hier von einem Gleichheitsprinzip ausgehen, da vermutlich alle Nicht-Staatsbürgerinnen die gleichen bürokratischen Hürden überwinden müssen, wenn sie eine Einbürgerung anstreben. Das angesprochene Gleichheitsprinzip kommt jedoch ins Wanken, wenn man die Forderung nach Integration für Menschen der zweiten Generation mit derjenigen für Eheleute gegenüberstellt, die mit einer/m Schweizerin mit Wohnsitz im Ausland liiert sind.
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
9.November 2024 14:00 – 00:00
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
Nach den Besuchen in Basel und der Ostschweiz wird der Tour de Nouvelle Suisse nun in die Romandie reisen, mit einem programmreichen Netzwerktreffen und der Vernissage der frisch übersetzten Publikation „Argumentaire pour une Nouvelle Citoyenneté“ in Genf!
Montag, 8. Juli 2024
Von Kijan Espahangizi
Das Thema Integration polarisiert. Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was Integration bedeutet. Das prägt auch die Debatte um Einbürgerung in der Schweiz. Die einen finden, das Bürgerrecht stelle den krönenden Abschluss eines langen Integrations- und Anpassungsprozesses dar, den eingewanderte Menschen durchlaufen müssen, bevor sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden können. Die anderen verstehen Integration weniger als individuelle Anpassung, denn als Teilhabe an Gesellschaft. Diese zu ermöglichen, läge auch in der Verantwortung der Aufnahmegesellschaft, etwa durch Zugang zu gleichen Rechten. Aus dieser Sicht stellt die Einbürgerung eine wichtige Voraussetzung dar, um Integration leisten zu können. Wieder andere, gerade in der zweiten und dritten Generation, empfinden die ganze Integrationsdebatte als Zumutung, ja zuweilen sogar als rassistisch – als sei man nicht schon längst in der Schweiz heimisch, selbst wenn man noch keinen roten Pass hat. Alle sprechen von Integration, meinen aber unterschiedliche Dinge.
Donnerstag, 27. Juni 2024
Von Simone Prodolliet
Die Forderung nach einem Recht auf Einbürgerung sei zu radikal, geben unterschiedliche Kreise zu bedenken. Da sind zum einen jene, die befürchten, ein solches Ansinnen verschrecke das «Volk» und führe zu einer niederschmetternden und haushohen Ablehnung an der Urne. Womit man gar nichts erreicht hätte; im Gegenteil laufe man Gefahr, bei den Bemühungen um Erleichterungen bei der Einbürgerung hinter das bisher Erreichte zurückgeworfen zu werden.
Montag, 17. Juni 2024
Von Georg Kreis
Das Bürgerrecht wird heute vor allem in Hinblick auf aktuelle Fragen diskutiert. Dabei bietet der Blick in die Geschichte ein besseres Verständnis der heutigen Herausforderungen.
Donnerstag, 6. Juni 2024
Von Barbara von Rütte
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20.April 2024.
Die französische Version des „Argumentaire pour une nouvelle citoyenneté“ wird in den nächsten Wochen nach und nach auf dem Blog veröffentlicht und wird im Herbst in Lausanne Teil einer öffentlichen Veranstaltung sein, bei der auch die gedruckte Version vorgestellt wird. Weitere Informationen folgen vor den Sommerferien im Juni. Bei Fragen oder Interesse können Sie sich an die Projektverantwortlichen Giorgia Piffaretti oder Maria-Cecilia Quadri wenden.
Bürgerrecht hat als Mitgliedschaft in einem Staat notwendigerweise eine ein- und ausschliessende Funktion. Aus rechtlicher Sicht gehört eine Person zu einem Staat – oder im Falle von Menschen mit Doppel- oder Mehrfachbürgerrecht zu mehreren Staaten – aber nicht zu allen anderen Staaten. Jemand hat diesen Pass, aber nicht einen anderen. Jemand kann dort politische Rechte ausüben, aber nicht hier.
Donnerstag, 23. Mai 2024
Von Rohit Jain
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20. April 2024.
Sie kennen vielleicht dieses Bild: Am Wahl- oder Abstimmungssonntag sitzen die Parteipräsident:innen in der «Elefantenrunde» des Schweizer Fernsehens zusammen und deuten den Volkswillen: «Das Volk» hat das gesagt, es denkt und tickt so und so. Ich frage mich dann jeweils: Wer ist eigentlich dieses «Volk», über das alle sprechen? Und warum macht sich niemand ernsthaft Sorgen um eine Demokratie, in der über ein Viertel der Bevölkerung, also über zwei Millionen Menschen, wegen ihrer Herkunft oder – zumindest indirekt – wegen ihrer Hautfarbe auf nationaler Ebene keine politische Rechte haben?
Freitag, 26. April 2024
Von Institut Neue Schweiz INES
Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!
Montag, 15. Mai 2023
Von Kijan Malte Espahangizi
Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)
Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.
Montag, 1. Mai 2023
Von Migmar Dhakyel
Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023
Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?
Mittwoch, 28. September 2022
Von Liliane Denise Minder
Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.
Mittwoch, 14. September 2022
Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Montag, 17. Juli 2023
Von Katharina Morawek
INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.
Montag, 16. Januar 2023
Von Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
Donnerstag, 24. August 2023
Von Inés Mateos
Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.
Dienstag, 25. Juli 2023
Von INES Institut Neue Schweiz
Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?
Dienstag, 8. August 2023
Von Inés Mateos
Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Donnerstag, 16. November 2023
Von Migmar Dolma
Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023
In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.
Freitag, 30. Juni 2023
Von Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.
Montag, 9. September 2024
Von Stefanie Kurt
Die Erlangung des Schweizer Passes lässt sich sinnbildlich mit der Teilnahme an einem Marathon mit Hürden vergleichen. Der Marathon, als die längste Laufdisziplin in der Leichtathletik, repräsentiert die erforderliche Aufenthaltsdauer für eine ausländische Personen, um einen Antrag auf eine Einbürgerung zu stellen. Gleichzeitig verdeutlicht der Hürdenlauf die Herausforderungen, welche gemeistert werden müssen. Dank der Ausdauer und dem erfolgreichen Meistern der Hürden erhält die ausländische Person mit der Querung der Ziellinie den Schweizer Pass.
Montag, 19. August 2024
Von Sandra King-Savic
Gemäss Bundesamt für Statistik gehören insgesamt 2.4 Prozent oder rund 179'000 Menschen der zweiten Generation – sogenannte Secondos – ohne Schweizer Staatsangehörigkeit der Kategorie «Ausländische Staatsangehörige» an. Für diese Menschen gibt es keine erleichterte Einbürgerung trotz abermaligen Vorstössen. So unterliegen Individuen, die zum Teil in der Schweiz geboren, aufgewachsen und sozialisiert sind dem ordentlichen Einbürgerungsverfahren, inklusive der zu erfüllenden Integrationskriterien. Das heisst, dass man von diesen Menschen die Integration einfordert, so wie das der Fall bei allen zugewanderten Menschen ist. Man könnte hier von einem Gleichheitsprinzip ausgehen, da vermutlich alle Nicht-Staatsbürgerinnen die gleichen bürokratischen Hürden überwinden müssen, wenn sie eine Einbürgerung anstreben. Das angesprochene Gleichheitsprinzip kommt jedoch ins Wanken, wenn man die Forderung nach Integration für Menschen der zweiten Generation mit derjenigen für Eheleute gegenüberstellt, die mit einer/m Schweizerin mit Wohnsitz im Ausland liiert sind.
Montag, 8. Juli 2024
Von Kijan Espahangizi
Das Thema Integration polarisiert. Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was Integration bedeutet. Das prägt auch die Debatte um Einbürgerung in der Schweiz. Die einen finden, das Bürgerrecht stelle den krönenden Abschluss eines langen Integrations- und Anpassungsprozesses dar, den eingewanderte Menschen durchlaufen müssen, bevor sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden können. Die anderen verstehen Integration weniger als individuelle Anpassung, denn als Teilhabe an Gesellschaft. Diese zu ermöglichen, läge auch in der Verantwortung der Aufnahmegesellschaft, etwa durch Zugang zu gleichen Rechten. Aus dieser Sicht stellt die Einbürgerung eine wichtige Voraussetzung dar, um Integration leisten zu können. Wieder andere, gerade in der zweiten und dritten Generation, empfinden die ganze Integrationsdebatte als Zumutung, ja zuweilen sogar als rassistisch – als sei man nicht schon längst in der Schweiz heimisch, selbst wenn man noch keinen roten Pass hat. Alle sprechen von Integration, meinen aber unterschiedliche Dinge.
Montag, 17. Juni 2024
Von Georg Kreis
Das Bürgerrecht wird heute vor allem in Hinblick auf aktuelle Fragen diskutiert. Dabei bietet der Blick in die Geschichte ein besseres Verständnis der heutigen Herausforderungen.
Donnerstag, 23. Mai 2024
Von Rohit Jain
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20. April 2024.
Sie kennen vielleicht dieses Bild: Am Wahl- oder Abstimmungssonntag sitzen die Parteipräsident:innen in der «Elefantenrunde» des Schweizer Fernsehens zusammen und deuten den Volkswillen: «Das Volk» hat das gesagt, es denkt und tickt so und so. Ich frage mich dann jeweils: Wer ist eigentlich dieses «Volk», über das alle sprechen? Und warum macht sich niemand ernsthaft Sorgen um eine Demokratie, in der über ein Viertel der Bevölkerung, also über zwei Millionen Menschen, wegen ihrer Herkunft oder – zumindest indirekt – wegen ihrer Hautfarbe auf nationaler Ebene keine politische Rechte haben?
Montag, 15. Mai 2023
Von Kijan Malte Espahangizi
Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)
Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.
Mittwoch, 28. September 2022
Von Liliane Denise Minder
Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Montag, 17. Juli 2023
Von Katharina Morawek
INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.
Donnerstag, 24. August 2023
Von Inés Mateos
Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.
Dienstag, 8. August 2023
Von Inés Mateos
Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.
Donnerstag, 16. November 2023
Von Migmar Dolma
Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023
In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.
Lesung Argumentarium für ein neues Bürgerrecht: Schweizer Demokratie in der Sackgasse? / Lecture Argumentaire pour un nouveau droit de cité
22.Juni 2024 10:00 – 12:00
Schweizer Demokratie in der Sackgasse?
Ein Viertel der Bewohner in der Schweiz hat kein Bürgerrecht, und die Zahl steigt. Ab wann ist eine Demokratie nicht mehr demokratisch?
Diskutiere mit dem Institut Neue Schweiz INES über ein nachhaltiges Bürgerrecht.
Die Diskussion zum Argumentarium für ein neues Bürgerrecht trägt zu einem besseren Verständnis der sozialen und politischen Fragen, die mit dem Bürgerrecht verknüpft sind und wie aktuelle Hürden für die Partizipation Aller überwunden werden können.
Lesung und Diskussion.
Mit: Rohit Jain & Georg Kreis
Moderation: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Ort: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Biel
Datum: Samstag, 22. Juni, 10:00 - 12:00
Eintritt Kollekte
La démocratie suisse dans l'impasse?
Un quart des résidents en Suisse n'ont pas la nationalité suisse, et ce chiffre augmente. Quand une démocratie cesse-t-elle d'être démocratique?
Rejoignez le débat sur un nouveau droit de citoyenneté durable avec l'Institut Nouvelle Suisse INES.
La discussion sur l'argumentaire pour un nouveau droit de cité contribue à une meilleure compréhension des questions sociales et politiques liées au droit de cité et de la manière dont les obstacles actuels à la participation de tous peuvent être surmontés.
Lecture et discussion
Avec: Rohit Jain & Georg Kreis
Modération: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Lieu: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Bienne
Date: Samedi 22 juin, 10:00 - 12:00
Entrée avec collecte
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
9.November 2024 14:00 – 00:00
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
Nach den Besuchen in Basel und der Ostschweiz wird der Tour de Nouvelle Suisse nun in die Romandie reisen, mit einem programmreichen Netzwerktreffen und der Vernissage der frisch übersetzten Publikation „Argumentaire pour une Nouvelle Citoyenneté“ in Genf!
Donnerstag, 27. Juni 2024
Von Simone Prodolliet
Die Forderung nach einem Recht auf Einbürgerung sei zu radikal, geben unterschiedliche Kreise zu bedenken. Da sind zum einen jene, die befürchten, ein solches Ansinnen verschrecke das «Volk» und führe zu einer niederschmetternden und haushohen Ablehnung an der Urne. Womit man gar nichts erreicht hätte; im Gegenteil laufe man Gefahr, bei den Bemühungen um Erleichterungen bei der Einbürgerung hinter das bisher Erreichte zurückgeworfen zu werden.
Donnerstag, 6. Juni 2024
Von Barbara von Rütte
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20.April 2024.
Die französische Version des „Argumentaire pour une nouvelle citoyenneté“ wird in den nächsten Wochen nach und nach auf dem Blog veröffentlicht und wird im Herbst in Lausanne Teil einer öffentlichen Veranstaltung sein, bei der auch die gedruckte Version vorgestellt wird. Weitere Informationen folgen vor den Sommerferien im Juni. Bei Fragen oder Interesse können Sie sich an die Projektverantwortlichen Giorgia Piffaretti oder Maria-Cecilia Quadri wenden.
Bürgerrecht hat als Mitgliedschaft in einem Staat notwendigerweise eine ein- und ausschliessende Funktion. Aus rechtlicher Sicht gehört eine Person zu einem Staat – oder im Falle von Menschen mit Doppel- oder Mehrfachbürgerrecht zu mehreren Staaten – aber nicht zu allen anderen Staaten. Jemand hat diesen Pass, aber nicht einen anderen. Jemand kann dort politische Rechte ausüben, aber nicht hier.
Freitag, 26. April 2024
Von Institut Neue Schweiz INES
Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!
Montag, 1. Mai 2023
Von Migmar Dhakyel
Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023
Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?
Mittwoch, 14. September 2022
Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Montag, 16. Januar 2023
Von Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
Dienstag, 25. Juli 2023
Von INES Institut Neue Schweiz
Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Freitag, 30. Juni 2023
Von Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.